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Erfahrungsbericht: Auf Autogas (LPG) umgerüsteter Audi 100 im Alltag

4.000 DM inclusive Mehrwertsteuer hat der Umbau gekostet. Aber rentabel ist das Auto wirklich geworden. Seit Anfang November 2000 habe ich bis heute (19.Januar 2001) knapp 9.000 Kilometer mit Gas zurückgelegt und ungefähr den 1. Tausender schon wieder hereingefahren. Erwartungsgemäß ist der Verbrauch von durchschnittlich 9.5 Liter Superbenzin auf 11 Liter Flüssiggas angestiegen. Doch statt für rund 2 DM oder DM 2.12 wie kurz vor Weihnachten tanke ich nun den Liter für 81 Pfennige und da stört mich der Mehrverbrauch überhaupt nicht. Von einem Leistungsverlust ist praktisch auch nichts zu spüren. Mit Superbenzin hat der Motor allerdings doch ein klein wenig mehr Biß, was sich aber nur in Grenzbereichen zeigt: Beschleunigt der Wagen aus dem Stand mit Super und durchgetretenem Kick-Down bis zum Anschlag (220 nach Tacho) an einem Stück durch, so kommt mit Gas ab 190 (nach Tacho) eine deutliche Verlangsamung des sonst so unbändigen Vorwärtstriebes zum Vorschein. Nur widerwillig überschreitet die Tachonadel die 200er Marke und irgendwo kurz danach ist dann auch Schluß. Auch scheint es minimale Unterschiede in der Maximal-Beschleunigung zu geben. Allerdings sind diese Diskussionen über »Leistungseinbußen« beim Gasbetrieb eigentlich Unfug,, da die paar Prozentchen, die durch Gas verloren gehen, sowieso nicht benötigt werden. Im normalen Fahrbetrieb fällt das also nicht auf. Was auffällt, ist die neue Laufruhe des Motors. Nicht das die Maschine vorher unruhig gelaufen wäre - nein, sie lief immer einwandfrei. Mit Gas läuft diese Maschine aber noch ruhiger und leiser. Irgendwie »samtiger«. Ich schließe daraus, daß sich das auch sehr fördernd auf den Verschleiß auswirkt und die Maschine daher noch einmal genauso viel aushält, wie sie hinter sich hat. Wir werden es ja sehen.

»Unter der Haube« hat sich aber einiges getan. Auffällig: der Verdampfer (das runde, große Teil in der Bildmitte) sowie einige Schläuche, Kupferleitungen, Ventile. Hinzu kam noch ein Steuergerät für die Einspritzanlage sowie ein Schalter zum Umschalten zwischen Gas / Benzinantrieb, der zugleich noch eine Füllstandsanzeige für den Gastank beinhaltet.. Nicht zu vergessen: der riesige druckfeste Tank, Druckregler sowie die Betankungsvorrichtung (siehe Bild unten, links unter der Tankklappe). All das ist sehr ordentlich eingebaut worden und auch die TÜV-Abnahme wurde gleich bei Auto-Service-Busse mit erledigt. Für die 4.000 DM wurde also allerhand getan. Sogar die erste Tankfüllung und ein Euro-Adapter (für die Betankung im Ausland) war noch mit im Preis drin.

Wichtig: nach der TÜV-Abnahme muß man sich umgehend zum Straßenverkehrsamt begeben, um sich einen neuen Kfz-Schein ausstellen zu lassen. Die Eintragung im Brief alleine genügt nicht. Ohne passenden Kfz-Schein hat das Fahrzeug keine Betriebserlaubnis, was im Versicherungsfall sehr dramatisch sein kann ! Also nach dem Umbau: gleich zur Zulassungsbehörde !

Somit erübrigt sich auch die Frage nach einem preiswerteren Umbau im Ausland. Wer macht die TÜV-Abnahme ? Das könnte ein richtiges Problem werden daher besser auf Nummer sicher und hier umbauen lassen.

Den 100er Audi habe ich immer gerne gefahren. Doch jetzt, wo er im Verbrauch billiger als jede »Spardose« ist, macht er mir natürlich unverschämt viel Spaß. Nichts gegen Diesel. Ich habe eine Menge davon verschlissen. Große und kleine. Aber die kommen da alle nicht mit. Zwischen 35.000 und 40.000 Kilometer muß ich mit dem Audi insgesamt fahren, damit ich die Kosten wieder »drin« habe. 9.000 Kilometer sind davon schon weg. In rund 2 ½ Monaten. Doch auch wer nur 15.000 Kilometer im Jahr fährt, fährt mit Gas gut. Die Frage ist doch schließlich nur, wieviele Kilometer werde ich den Wagen insgesamt fahren und nicht, habe ich das Geld in einem halben Jahr wieder drin ? Wer mit seinem Fahrzeug in 4 Jahren 80.000 Kilometer mit Gas fährt, hätte bei meinem Audi mindestens 4.000 DM gespart. Vorausgesetzt, der Benzinpreis bleibt, wo er ist.

Da bleibt er aber garantiert nicht. Der alte Benzintank dient deshalb seit dem Umbau nur noch als »Reservetank«. Der gibt mit seinen 80 Litern natürlich einen tollen Reservetank ab ! Ist der auch randvoll, hat der Audi einen Aktionsradius von rund 1.600 Kilometern bei moderater Fahrt auf der Autobahn.

Natürlich kann man sich auch für 20 Kilomark (20.000 DM) so ein kleines Schlagloch-Suchgerät holen, daß man selbst zur Not noch hochkant und sehr smart in die Parklücke stellen kann. Mit seinen 5 Litern Verbrauch (wenn nicht mehr !) ist so ein Winzling im Spritverbrauch aber nicht billiger, als mein guter, alter Gas-Audi, vorausgesetzt, der Winzling ist nicht auch auf Gas umgerüstet ! Das gibt's nämlich auch schon.

Zumindest meine Bandscheiben haben es gerne etwas weniger hart und ich fahre daher gerne Autos, die größer und bequemer sind. Eine größere, ältere Limousine in einem adäquaten Pflegezustand wie der Audi 100 ist sicher leicht und preiswert zu finden, wenn man nicht schon solch ein Fahrzeug besitzt.


Aber auch Neufahrzeuge werden bereits ab Werk mit Gastanks angeboten (Fiat, VW, Ford, etc.: fragen Sie einfach Ihren Händler) Für die Umwelt ist Benzin oder Diesel daher kaum noch mit reinem Gewissen zu verpulvern, wenn Gas irgendwie machbar ist. Und machbar ist viel. Es ist die zukünftige Welt unserer Kinder, die wir mit gestalten, mit verschleissen. Ein eigener Gastank mit 3000 Litern auf dem eigenen Grundstück nebst einer einfachen Zapfanlage ist schon für rund 50 DM Miete im Monat zu haben. Das empfiehlt sich überall dort, wo weit und breit keine Gastankstelle zu sehen ist. Deshalb habe ich meine Stamm-Tankstelle in Krekel auch nicht davon überzeugen können, eine Gaszapfsäule zu installieren. In einem Haushalt, indem 2 oder mehr Autos bewegt werden, kann eine eigene Zapfsäule sehr lohnend sein. Zumal das Gas dann noch günstiger wird, wegen Großeinkauf.

Außerdem ist es kaum vorstellbar, welche gewaltigen Energiemengen für die Herstellung eines neuen Autos verbraten werden. Da ist es sicher besser, die Fahrzeuge so lange zu nutzen, wie es geht und nicht jeder Modeerscheinung hinterher zu rennen. Natürlich sind die Abgase neuer Fahrzeuge in der Regel sauberer, als die älterer Fahrzeuge. Doch die Umweltverträglichkeit eines älteren, gasbetriebenen Fahrzeuges mit G-Kat ist bis heute auch von Neufahrzeugen nicht zu schlagen. Was bei einem gasbetriebenen Auto am Auspuff herauskommt., ist wirklich fast nur noch »warme Luft«.

Die Gasanlage macht das Auto nicht nur überragend sauber, sondern sie ist überdies wiederverwendbar. Bleibt man beim gleichen Fahrzeug- und Motortyp, kann die ganze Anlage bis auf ein paar Kleinteile übernommen werden. Bleibt man in etwa bei der Fahrzeuggröße, so können bis auf das Steuergerät und ein paar Kleinteile doch fast alle Baugruppen der Gasanlage wiederverwendet werden. Auch das rechnet sich, da es die Kosten für den Umbau des neuen erheblich Fahrzeugs reduziert.

Hier in Deutschland ist Autogas (LPG) teurer als in Belgien. Statt etwa 81 Pfennige liegen die Preise bei uns so um eine Mark oder knapp darüber.. Gemessen am Superbenzin, das bei etwa 2 DM liegt, ist das immer noch ein gewaltiger Unterschied. Dieser Unterschied wird auch bleiben, zumindest die nächsten 10 Jahre. Solange wird für Gas als Treibstoff die Mineralölsteuer stark reduziert bleiben. Das ist Gesetz. Wenn Sie also endlich einmal wieder zu vernünftigen Preisen Sprit kaufen wollen, dann rüsten Sie doch Ihr Auto um oder besorgen Sie sich Ihre Wunschkarosse- und lassen Sie auf jeden Fall eine Gasanlage einbauen. Dabei wichtig: besser vorher die Werkstatt fragen, ob es für diesen Fahrzeugtyp (Motortyp) überhaupt eine Umbaumöglichkeit und das dazu passende Abgas-Gutachten gibt. Sie tun damit nicht nur viel für Ihr Portemonnaie, sondern auch reichlich für die Umwelt.

Zum Schluß: in jüngerer Zeit hört man viel von Erdgas als Kraftstoff. Mit Erdgas (CNG) betriebene Fahrzeuge haben eine komplett andere Gas-Technik, als Flüssiggas-Fahrzeuge. Flüssiggas geht schon bei geringem Druck (etwa 5 - 6 bar) in den flüssigen Zustand, sodaß die Gastanks für Flüssiggas lediglich etwa 20 bar Berstdruck standhalten müssen. Anders beim Erdgas. Dieses Gas ist im Tank nicht flüssig, sondern extrem komprimiert. Da kommen über 200 bar zusammen. Flüssiggas-Fahrzeuge können an Erdgas-Tankstellen demnach nicht tanken. Das geht auch nicht, weil die Betankungsvorrichtungen nicht zueinander kompatibel sind. Ein Bastler im Ruhrgebiet hatte an seiner LPG-Anlage herumgebastelt und einen Erdgasanschluß angebracht. Beim Versuch zu tanken, passierte, was passieren mußte. Der LPG-Tank konnte dem Druck nicht standhalten und ist geborsten. Es gab eine gewaltige Detonation, einen Toten (den Bastler) und eine Schwerverletzte. Deshalb: Gasanlagen sind absolut nichts für »Bastler«.

Flüssiggas (CNG) -Umbauten werden vielerorts sogar von den Stadtwerken gesponsort. Es gib derzeit mindestens genauso viele Erdgas-Tankstellen wie Flüssiggas-Tankstellen. Tendenz steigend. Bei uns hier in der Eifel macht Flüssiggas aber mehr Sinn. Erstens gibt es bei uns keine flächendeckende Erdgas-Versorgung und 2. sind Belgien oder Luxemburg für alle, die im Westen der Eifel leben, sehr schnell erreichbar.

Zehnstelle, 20. Januar 2001.

Hans-Werner Wolters
wolters@nordeifel.de


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