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Der »decke Tönn« im Münstereifeler Wald

Da steht er nun seit einigen Jahrhunderten unbeweglich im Wald und hört noch immer allen zu, die mühselig und beladen zu ihm kommen. Vielleicht kommen Sie auch nur, um auf ihre Art und Weise »Danke« zu sagen, vielleicht suchen sie auch seinen Segen für die Zukunft. Der »decke Tönn« ist der kleine Wallfahrtsort für die Einheimischen aus der Umgebung von Bad Münstereifel.

Beim »decke Tönn« (dicker Antonius) verlöschen die Kerzen nie. Kranke oder in Not geratene suchen ihn ebenso auf, wie junge Paare, die dort eine Kerze anzünden und so um seinen Segen für die Zukunft bitten. Das ist keine Frömmelei - die Eifeler haben einen ganz natürlichen, tief verwurzelten Glauben. Eine Kerze beim »decke Tönn« anzuzünden ist für die Einheimischen dort ungefähr genauso selbstverständlich, wie das Schmieren des Frühstücksbrötchens am frühen Morgen. In bestimmten Situationen des Lebens gehört dies einfach dazu.

Es gibt nicht wenige Einheimische, die der Überzeugung sind, daß der »decke Tönn« ihnen schon einmal in großer Not geholfen hätte. Das geht mir ebenso. So kann man ab und zu in dieser kleinen Kapelle schon einmal einen Zettel oder ein kleines Schild finden, auf dem »Danke, Antonius !« steht. Das kommt bestimmt nicht von ungefähr.

Seit zwanzig Jahren fahre ich ein- bis zweimal im Jahr dorthin und entdecke immer wieder diese mysteriöse, positive Aura des tiefsten Friedens und der Geborgenheit neu, die dieser Ort verströmt.



Früher stand der »decke Tönn« im Freien. Um 1900 erhielt er »ein Dach über den Kopf«. Wind und Wetter hatten ihm in den vergangenen Jahrhunderten doch so zugesetzt, daß man diese überlebensgroße Statue (deshalb »decke Tönn«) zu einem Restaurator gab. Der stellte fest, daß diese Statue des Hl. Antonius von Ägypten sehr wahrscheinlich aus dem Kloster Steinfeld, welches bei Kall liegt, stammt. Die Statue ist künstlerisch herausragend gearbeitet, wie alles, was die Handschrift der Steinfelder Meister trägt.

Ein Kaufmann - vielfach wird gesagt ein jüdischer Kaufmann - habe nach der Rückkehr aus dem fernen Orient in Erfüllung eines Gelübdes diese Statue anfertigen und aufstellen lassen. Der Hl Antonius von Ägypten galt in früheren Jahrhunderten als Schutzpatron gegen das nach ihm benannte »Antoniusfeuer«, eine üble Hautkrankheit, die früher stärker verbreitet war. Auch galt er als der Beschützer der wilden Tiere des Waldes und der Schweine. Heute ist er mehr zum Schutzpatron der Autofahrer und der frisch Verliebten geworden, die ihm immer wieder eine Kerze vorbeibringen, damit alles so bleibt wie es ist: nie verlöschen die Kerzen beim »decke Tönn« .





In der Kapelle ist das Fotografieren ungemein schwer. Ohne Blitzlicht überstrahlen die vielen Kerzen im Vordergrund bei längeren Belichtungszeiten einfach alles, sodaß kaum Details erkennbar sind.

Das Blitzlicht wiederum taucht alles in eine gleißende Helle, die mit dem warmen Licht, daß die Kerzen spenden, nichts zu tun hat. So sind wir mit diesen Fotos also überhaupt nicht zufrieden, hoffen aber, daß sie Ihnen trotzdem einen kleinen Eindruck vermitteln können.

Wenn Sie sich auf den Weg zum Radioteleskop nach Effelsberg machen (eine echte Empfehlung), kommen Sie - von Münstereifel aus fahrend, zwangsläufig am »decke Tönn« vorbei. Schnell sind Sie jedoch vorbeigefahren, denn es gibt kein Hinweisschild. Drum ein paar Hinweise:

Wenn Sie von Münstereifel aus nach Effelsberg fahren (am Friedhof vorbei) folgen Sie der Straße einige Kilometer. Nach einiger Zeit der Fahrt durch den tiefen Eifelwald wird die Straße sehr kurvenreich. Serpentinenartig geht es stramm den Berg hinauf und schließlich gelangen Sie an eine Kreuzung, an der Sie der abknickenden Vorfahrt folgen (sie befinden sich ohnehin auf der Vorfahrtstraße). Von hier an ist es etwa noch ein Kilometer bis zu der Kapelle. Unmittelbar davor ist ein Parkplatz für alle, die einen schönen Spaziergang durch den Münstereifeler Wald machen wollen. Hier parken Sie am besten. Zum Radioteleskop von Effelsberg sind es von hier aus weniger als 5 Autominuten. Die Kapelle ist nur wenige Meter vom Parkplatz entfernt in Richtung Effelsberg auf der gleichen Straßenseite. Und nicht vergessen : bringen Sie ihm eine Kerze mit !




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